K. Mette: Bevor wir auf die Ergebnisse der Umfrage zu sprechen kommen, bitte ich Dich, Dich kurz vorzustellen. Was hast Du mit Lektorinnen und Lektoren zu tun? Und gibt es etwas, was Dir an dieser Arbeit besondere Freude macht?
Mein Name ist Andreas Vödisch und ich bin 37 Jahre alt. Geboren wurde ich 1980 in Plauen, genauer im Stadtteil Haselbrunn, wo ich seit meiner Ordination 2011 als Pfarrer tätig bin. Seit Januar 2017 bin ich Pfarrer der fusionierten Markus-Paulus-Kirchgemeinde Plauen. Die Arbeit mit Lektorinnen und Lektoren habe ich intensiv 2016 begonnen, als ich mit Dr. Heiko Franke und Dr. Rainer Sörgel einen Kurs für diese Zielgruppe im Kirchenbezirk Plauen durchgeführt habe. Seitdem arbeite ich mit Dr. Sörgel, der für diese Aufgabe in unserem Kirchenbezirk verantwortlich ist an weiteren Kursen und kleineren Angeboten, wie der Arbeit an Fürbitten im Gottesdienst. Für 2019 ist ein weiterer Lektor(inn)enkurs bei uns geplant. Besondere Freude macht es mir, wenn es gelingt über eigne Glaubensinhalte und Praktiken ins Gespräch zu kommen, diesen dann eine Form und einen Platz im Gottesdienst zu schenken und wenn die KursteilnehmerInnen später in ihren Gemeinden einen fröhlichen und sicheren Dienst tun.
Nun zu den Ergebnissen der Umfrage. Gab es Ergebnisse, die Dich richtiggehend überrascht oder sogar geärgert haben?
Bei der Umfrage hat mich schon etwas geärgert, dass doch 16,3 % der Befragten lieber mehr Gottesdienste übernehmen würden, aber scheinbar nicht dürfen. Auch dass die finanzielle Unterstützung der Lektoren in vielen Fällen fehlt ist nicht zufriedenstellend, da gute Arbeit m.E. auch finanziell gut ausgestattet werden sollte.
Überrascht hat mich die Tatsache, dass der überwiegende Teil der Lektoren im ländlichen Bereich zu finden ist, denn ich hätte die Mehrzahl eher im bürgerlichen Milieu der Stadt vermutet. Ich finde es aber sehr gut, dass im ländlichen Raum mit großen zu bespielenden Flächen Menschen für den wertvollen Dienst bereit sind. Fast 30 % der befragten Lektoren werden in Gottesdienstplanung einbezogen und dies macht ein gutes Miteinander der Menschen in einer Gemeinde aus und zeigt ein hohes Ansehen und Vertrauen in den Dienst der Lektoren, was erfreulich ist. Ebenso zeigt der hohe Prozentsatz, dass sich Gemeindeglieder bei den Lektoren bedanken, dass dieses Engagement gut angenommen wird.
An welchen Stellen oder in welchen Bereichen siehst Du im Moment die größten Herausforderungen für die Lektorinnen und Lektoren unserer Landeskirche?
Die größte Herausforderung sehe ich derzeit erstens in der möglichen Überlastungstendenz der Lektoren durch die Ehrenamtshäufung, die in der Umfrage deutlich wird. Und zweitens sehe ich es als wirklich große Herausforderung, dass ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter auch bei persönlichen Dissonanzen in einer Gemeinde konstruktiv zusammen arbeiten können ohne das sich eine destruktive Konkurrenzsituation entwickelt, oder einer den anderen verdrängt. Drittens wird es perspektivisch wichtig sein, den Lektorendienst als zum Gemeindeleben dazugehörig neu zu etablieren.